germanyC

 

Baobab_rgb3
burkinaC1

Bildschirmfoto 2020-02-29 um 20.03.47

Schülerinnen und Schüler aus BF erzählen aus ihrem Land

 

Diese Texte sind unverändert übernommen worden. Bitte bedenken Sie, dass sie von Schülerinnen und Schülern stammen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

Schülerinnen und Schüler und Taschengeld in Kaya

Nach einem ausführlichen Interview mit 500 Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Schulen der Stadt Kaya zum Thema ,,Schülerinnen und Schüler und Taschengeld‘‘ stellt sich heraus, dass 95% der Befragten Taschengeld für die Schule erhalten. Oft bekommen die Kinder kein Frühstück zu Hause und vom Taschengeld wird entweder vor Beginn des Unterrichts oder in der Pause um 10 Uhr in der Schule gefrühstückt und der Rest gibt man für Mittagessen aus. Die meistens Schulkinder kriegen ihr Taschengeld morgens pro Tag, anstatt eine Gesamtsumme für die ganze Woche oder den ganzen Monat zu bekommen.

Was jeder Schüler oder jede Schülerin als Taschengeld bekommt, hängt aber sowohl von der finanziellen Lage als auch von der persönlichen Weltanschauung der Eltern ab. So trifft man oft Kinder aus dem College, die mehr Geld als andere aus dem Gymnasium erhalten.

Kaya1SAWADOGO Amado ist Schüler in der Abiturklasse und er teilte uns mit, er bekomme pro Tag 200 FCFA, d.h 31 Cent als Taschengeld. Er bekomme kein Frühstück zu Hause und von seiner Summe sind 50 FCFA (8 Cent) für eventuelle Reparatur seines Fahrrads vorgesehen und der Rest gibt er für Mittagessen aus, denn er wohnt etwas weit weg von seiner Schule und dort über Mittag bis zum nächsten Unterricht um 15 Uhr bleibt. Da habe er auch Zeit nach dem Essen zum Wiederholen seiner Lektionen.

Es ist gut zu wissen, dass viele Schulkinder kein Geld für Telefonieren separat bekommen. Wer Telefonkarten für sein Handy oder für Internetverbindung kaufen möchte, müsste von seinem Taschengeld sparen, um solche Extraausgaben erledigen zu können.

Die Schülerinnen und Schüler, die kein Taschengeld für die Schule erhalten, sagen hier warum. Manche sagen, dass ihre Eltern nicht bereit sind, ihnen Taschengeld zu geben, denn sie denken, dass Taschengeld Kinder zu Fehlern führt und ihre Erziehung negativ beeinflussen könnte. Andere bekommen kein Taschengeld, weil sie nicht mit ihren Eltern wohnen. Meistens haben sie ihre Eltern im Dorf gelassen und besuchen die Schule in der Stadt Kaya. So müssen die Eltern schon Miete für die Kinder monatlich bezahlen und für Nahrungsmittel sorgen. Das kostet schon viel Geld für die Eltern, sodass sie nicht mehr in der Lage sind, ihren Kindern zusätzliche Mittel als Taschengeld zu geben.

Egal, wie viel ein Schüler oder eine Schülerin als Taschengeld bekommt, kann er/sie Erfolg in der Schule haben. Der Beweis ist, dass die besten Schüler*innen am Ende des Schuljahres nicht unbedingt zu denen gehören, die mehr Taschengeld für die Schule kriegen. Das möchten wir am Ende präzisieren.

Autor*innen: v.l.n.r.: SAWADOGO Madeleine, SONDE Aliman, und OUEDRAOGO Ismaël, alle Schüler*innen in der Abiturklasse im Lycée Provincial    Moussa KARGOUGOU von Kaya. 

 

Die Einschulung der Mädchen in Kaya

Kaya liegt im Centre-Nord, einer der 13 Regionen Burkinas. Die Stadt wird allgemein als Lederstadt bezeichnet. In dieser Stadt leben viele Schülerinnen und Schüler, die die zahlreichen privaten und öffentlichen Schulen besuchen.

Hier wollten wir wissen, wie es mit der Einschulung der Mädchen in Kaya ist und machten deswegen eine Umfrage. Unsere Umfrage betraf die Schülerinnen und Schüler aus dem Lycée Provincial Moussa KARGOUGOU von Kaya, dem größten staatlichen Gymnasium der ganzen Region Centre-Nord, das über 2500 Lernende hat. Durch die Umfrage stellten wir fest, dass die Zahl der Mädchen die der Jungen sowohl im College als auch im Gymnasium übersteigt. Die sechsten Klassen bestehen durchschnittlich aus 63 % Mädchen gegen 37 % Jungen. Da könnten wir sagen, dass sich diese hohe Anzahl der eingeschulten Mädchen zuerst durch das Geschlecht der Gesamtbevölkerung Burkinas erklären lässt. In der Tat besteht die burkinische Bevölkerung aus 52 % Frauen und 48 % Männern. Staatliche Maβnahmen, die die Schulpflicht bis zum 16. Lebensjahr einführten, brachten die meisten Eltern endlich zu einem Umdenken, was die Einschulung der Mädchen angeht. Früher war der Platz des jungen Mädchens zu Hause, wo es seiner Mutter bei der Hausarbeit helfen musste. Nur der  Junge durfte in die Schule.

Im Laufe der Zeit nimmt aber die Zahl der eingeschulten Mädchen zurück. So stellten wir fest, dass in der Abiturklasse die Anzahl der Mädchen von 63 % in der 6. Klasse auf 53 % schrumpfte. Die Anzahl der Jungen ging aber  von 37 % auf 47 %. Hier stellt sich natürlich die Frage der Belassung der Mädchen in der Schule. Wodurch lässt sich diese zurückgehende Zahl der eingeschulten Kaya2Mädchen erklären? Da haben wir ebenfalls untersucht und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen.

Die Mädchen sind oft mit besonderen Schwierigkeiten konfrontiert, die ihren weiteren Schulbesuch behindern. Nämlich in der Pubertätszeit sind viele mit frühen und ungewollten Schwangerschaften konfrontiert. Wegen der Tradition darf ein schwangeres Mädchen auch nicht bei ihren Eltern bis zur Geburt des Babys bleiben. Oft muss sie zu einer Tante oder zum Autor der Schwangerschaft. Wenn dieser da aber nicht verantwortlich ist, muss die werdende Mutter die Schule verlassen, um sich schon um die Schwangerschaft und nach Geburt um das Baby zu kümmern. Oft trifft man Mädchen, die wegen Jugendliebe von anderen Schülern schwanger werden.

Viele Mädchen schämen sich schon, mit einer Schwangerschaft weiter in die Schule zu kommen und bevorzugen, wegen Spott der Mitschüler*innen die Schule zu verlassen.

Es gibt auch Mädchen, die die Schule wegen Zwangsheirat verlassen müssen. Viele Schüler*innen und Schüler, die die Schule in der Stadt Kaya besuchen, stammen aus Nachbardörfern, wo manchmal die Tradition noch lebendig ist. Um den Willen der Eltern zu respektieren oder der Familie keine Schande zu machen, sind sie dazu gezwungen, den „ausgewählten“ Mann zu akzeptieren.

Die Armut der Eltern zwingt ebenfalls manche Mädchen dazu, die Schule abzubrechen. Die vielen Schülerinnen, die das Dorf für Kaya nach der Grundschule verlassen müssen, erleben oft schwierige Situationen in der Stadt. Wegen schlechter Erfahrungen mit den Mädchen sind viele Familien nicht mehr bereit, Mädchen zu Hause als Schülerinnen zu empfangen. Da stellt sich schon das Problem der Wohnung. Und wenn die Eltern Wohnorte für ihre Töchter mieten, sie stets mit Nahrungsmitteln ausstatten müssen, dann bevorzugen viele von ihnen, dass die Tochter die Schule verlässt. In Fällen, wo sich die Mädchen um sich selbst kümmern müssen, werden sie verwundbar und haben oft Beziehungen zu Männern, die sie in ihren Ausgaben unterstützen, was oft zu ungewollten bzw. frühen Schwangerschaften führt.

Autoren: v.l.n.r: BAMOGO Pascal, SAWADOGO François und ZONG – NABA Emmanuel, alle Schüler in der Abiturklasse im Lycée Provincial Moussa    KARGOUGOU von Kaya  

 

Die Sauberkeit im schulischen Umfeld in Kaya

Kaya ist die Hauptstadt der Region Centre-Nord und liegt 100 km von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt. In der Stadt zählt man über 40 Schulen, darunter viele Privatschulen. Wir sprechen hier nicht von Grundschulen, sondern von Collegen und Gymnasien. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler leben also in dieser Stadt. Nur im Lycée Provincial von Kaya, dem größten Gymnasium der Region Centre-Nord trifft man über 2500 Schülerinnen und Schüler. Wie schätzen sich die Schülerinnen und Schüler die Sauberkeit in den Schulen in Kaya?

Wir haben Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Schulen gefragt, wie sie die Sauberkeit in ihren Bildungsorten finden. Insgesamt wurden 500 Schülerinnen und Schüler von dieser Umfrage betroffen. 90 % der Befragten fanden, dass ihre Schulen schmutzig sind. Auf die Frage zu wissen, woran diese Situation liegt, bekamen wir u.a folgende Gründe:

Kaya3Erstens haben fast alle Schülerinnen und Schüler schlechte Gewohnheiten in der Benutzung von Plastiktüten. Viele kaufen entweder Kuchen, Essen oder Wasser, die sie in Plastiktüten bekommen. Nach Gebrauch werfen sie oft diese Plastiktüten auf den Boden, die überall in den Schulen liegen bleiben, obwohl es fast überall Mülleimer gibt.

Zweitens existieren in manchen Schulen wie das Lycée Provincial viele Bäume, deren tote Blätter Regelmäßig auf den Boden fallen und von dem Wind in alle Richtungen transportiert werden, was den Schulhof verschmutzt.

Drittens sind die Klassenzimmer selbst nicht sauber. Je nach den Schulvorschriften müssen die Lernenden ihren Studienrahmen sauber halten. In jeder Klasse erstellt der Klassensprecher eine Tabelle, wo die Schülerinnen und Schüler der Reihe nach abends die Klassenzimmer fegen müssen. Trotzdem verweigern vor allem manche Schüler, die Arbeit zu erledigen.

Viertens sind die Toiletten auch leider sehr schmutzig. Da es kein Wasser in den Toiletten gibt, kommen viele Lernende ohne Wasser aufs Klo und einige verrichten sogar ihre Notdurft im Freien, als ob sie das Loch nicht sehen. Leider gibt’s für die Toiletten keinen Reinigungsplan.

Um die Schulen sauber zu halten, schlugen die befragten Schülerinnen und Schüler einige Lösungen vor. Sensibilisierungskampagnen müssen organisiert werden, um die Lernenden bewusst zu machen, dass besonders die Plastiktüten schädlich für sie selbst, die Tiere und die Umwelt sind.

Auch müssten die Schulverwaltungen die Schülerinnen und Schüler bestrafen, die ablehnen, die Klassenzimmer zu reinigen, wenn sie dran sind. Für die Toiletten sollten die Verwaltungen Wasser verfügbar machen und die Lernenden sensibilisieren, immer mit Wasser auf die Toiletten zu gehen. Es wurde auch vorgeschlagen, dass die Schülerkomitees regelmäßig Sauberkeitstage in den Schulen organisieren, um Sauberkeitsreflexe bei allen Schülerinnen und Schülern zu entwickeln.

Autor*innen: v.l.n.r: YIOUGO Michel, SAWADOGO Risnata, Schüler*innen in der Abiturklasse im Lycée Provincial, Moussa KARGOUGOU von Kaya und       BAMOGO Kirsi, Schüler in der Abiturklasse im Lycée Privé Zoodo von Kaya.  

 

 

Die Gewalt im schulischen Umfeld in Kaya

Die Schule ist ein Bildungsort, an dem sowohl Knowledge als auch Know-how vermittelt werden sollten. Es kommt aber leider ab und zu vor, dass dieser Ausbildungsrahmen der Ort aller Art Aggressionen wird. Welche Arten von Gewalttaten trifft man im schulischen Umfeld in Kaya? Worauf sind sie zurückzuführen? Welche Folgen bringen diese mit sich? Welche Lösungen könnten vorgeschlagen werden, um dagegen zu kämpfen? Das sind hier ein paar Fragestellungen, mit denen wir uns im vorliegenden Artikel auseinandersetzen möchten.

An vielen Schulen in Kaya erlebt man im Alltag körperliche und verbale Aggressionen mit.

Im burkinischen Schulsystem ist es inzwischen auch in der Grundschule verboten, dass die Lehrkräfte die Lernenden schlagen. Wenn dies eine Realität vor allem ab dem College ist, gibt es trotzdem körperliche Gewalt an unseren Schulen in Kaya. Oft geschieht diese Gewalt unter Lernenden, die sich streiten. In ihren Gruppen wollen die Schüler wissen, wer der stärkste ist und die Kräftigsten üben ihre Kraft auf die Schwächeren. Ein Schüler, der nicht stark ist und was zum Essen kauft, musste im Voraus zumindest dem Stärksten einen Teil davon geben, um sicher zu sein, dass er ihn im Notfall verteidigt. Das Phänomen ist häufiger am College als auf dem Gymnasium. Es kommt manchmal zu Verletzungen. Leider haben Schüler schon einmal versucht, ihre Lehrende zu schlagen.Kaya4

Was die verbale Gewalt angeht, ist sie schon alltäglich an unseren Schulen. Die Schüler*innen beschimpfen sich, wenn sie genervt sind. Manchmal beschimpfen sie sich, um zu spielen. Viele Lernende haben fast keinen Respekt mehr vor ihren Lehrer*innen. Es gibt aber auch Lehrer*innen, die ihre Schüler*innen durch schockierende Anmerkungen beleidigen, weil sie sie entweder faul finden oder sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Solche Worte verursachen oft Verachtung bei diesen Schüler*innen, die davon Opfer sind.

Wir denken, dass Gewalt zu Gewalt führt. So versuchen viele zu reagieren, wenn sie sich beleidigt fühlen. Zwischen Schülern und Lehrern resignieren viele Lernende einfach, denn sie fühlen sich schwächer. Manche schwänzen nun den Unterricht, denn sie wollen das Lehrergesicht nicht mehr sehen oder sie werden reserviert und nehmen nicht am Unterricht teil. Es könnte endlich dazu führen, dass manche Lernenden die Schule verlassen. Die Waghalsigsten versuchen einfach zu reagieren. So kommt es vor, dass manche Schüler ihren Lehrer*innen Widerstand leisten.

Wenn die Schüler*innen selbst gewalttätig sind, bringt dies einen Rachegeist mit sich. Doch lautet ein Sprichwort: „Rache muss man kalt genießen.“ Und ein Land, in dem die Kinder oder die Jugendlichen gewalttätig sind, kann kein Friedenland sein.

Es wäre vielleicht utopisch zu denken, dass wir eine total gewaltfreie Schule haben könnten, denn wo es Kinder gibt, gibt es auch Konflikte. Und da sie nicht immer wissen, mit man mit denen umgeht, kommt es oft zu Beleidigungen, also zu Gewalt. Trotzdem könnte die Gewalt vermindert, wenn die Verwaltung auf den Respekt der Schulvorschriften achtet. Diese verbieten blanke Waffen im Schulhof und das ist schon ein guter Start im Kampf gegen Gewalt im schulischen Umfeld. Dann müssten die Zuwiderhandelnden bestraft werden, damit es als Beispiel für die anderen dient. In diesem Willen ein gewaltfreies Zusammenleben an unseren Schulen zu gestalten, wäre es auch vernünftig, dass die Lehrkräfte ihre Anmerkungen passend dosieren, um ihr Ziel zu erreichen ohne ihre lieben Lernenden zu frustrieren.

Autorinnen: v.l.n.r.: OUEDRAOGO Carine, BELEMVIRE Mouniratou, beide Schülerinnen in der Abiturklasse im Lycée Provicial Moussa KARGOUGOU von    Kaya und SANA Guémilatou, Schülerin in der Abiturklasse im Lycée Municipal von Kaya.