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Wo ist denn Corona?

Wo ist denn Corona? Mit dieser Frage wurde ich in den vergangenen Monaten sehr oft konfrontiert. In den Straßen der Hauptstadt Ouagadougou sind Plakate aufgehängt, mit dem Hinweis „Corona est toujours la“, das bedeutet, Corona ist immer noch da, bitte Hygienemassnahmen einhalten.

Beruflich für längere Zeit immer wieder in Burkina Faso, Westafrika, unterwegs, konnte ich mir ein Bild über die Corona Situation machen. Vor Ort im September und Dezember 2020, im Januar und Mai 2021, konnte ich feststellen, dass Corona keine Auswirkungen hat. Märkte, Geschäfte und Restaurants sind geöffnet. Das tägliche Leben mit all seinen Aktivitäten ist wie in all den Jahren zuvor. Es gibt keine Abstandsregeln. Maskenpflicht nur vereinzelt in öffentlichen Gebäuden und Banken. Allerdings wird ein PCR Test zur Einreise und zur Ausreise verlangt. Testmöglichkeiten vor Ort sind vorhanden. Antigen Tests, wie in Deutschland, gibt es noch nicht. Von der Gesundheitsbehörde wurde mir gesagt, dass diese in den nächsten Wochen eingeführt werden sollen.

Seit dem ersten Corona Patient im Frühjahr 2020, übrigens eingeschleppt von einem evangelischen Pastor aus Paris, wurden anschließend tägliche Fallzahlen von 10 bis 50 Infizierten ermittelt. Das hat sich heute auf meist unter 10 reduziert. Gleich nach der Entdeckung der ersten Corona Infizierten, wurden drastische Maßnahmen getroffen. Die Landesgrenzen und Flughäfen wurden geschlossen, da man befürchtete, wie in Europa ja auch oft prognostiziert, dass eine Katastrophe über Afrika hereinbrechen könnte. Des weiteren wurde eine Ausgangssperre ab 19h verhängt, Bars und Restaurants geschlossen, Ansammlungen von Menschen verboten. Nach bereits 3 Wochen wurden diese Maßnahmen gelockert. Restaurants, Bars und Märkte wurden wieder geöffnet. Lediglich die Grenzen blieben geschlossen. Der internationale Flugverkehr kam ab August 2020 wieder langsam in Gang.

Die Situation in Burkina Faso spiegelt sich auch in vielen anderen Ländern Afrikas, mit Ausnahme Südafrika, da dort die Bevölkerungsstruktur ähnlich wie in Europa ist.

Die geringen registrierten Corona Fälle sind sicher auch auf die relativ geringe Anzahl der durchgeführten Tests zurückzuführen. Es gibt aber seit Entdeckung des ersten Corona Falles bis heute keine erhöhte Sterblichkeit im Land, auch die Krankenhäuser melden keine Auffälligkeiten.

Es gibt nun erste Untersuchungen, warum Corona in Burkina und Afrika generell bisher nicht zu den vorhergesagten Katastrophen geführt hat. Einer der Gründe ist sicherlich das Alter der Bevölkerung, 2,5% sind über 65 Jahre alt, 50,7% sind zwischen 15 und 64 Jahre, 46,8% zwischen 0 und 14 Jahre alt. Das Durchschnittsalter liegt bei 16,5 Jahren. Im Vergleich zu Deutschland mit 42,6 Jahren. Auch die immer noch sehr umfangreichen Tuberkulose Impfungen in Afrika sollen laut WHO eine verbesserte Immunität gegen Corona bilden.

Hermann Schopferer,

zuerst veröffentlicht in der Oberhessischen Presse im Rahmen einer Serie über Corona in fremden Ländern im Juli 2021